Bauherr
Campus Coburg Projekt GmbH & Co. KG
Standort
Coburg
Typologie
Bildung
Bauen im Bestand – Restrukturierung
LPH
1 – 9
Städtebauliches Konzept, B-Plan Gutachterverfahren, 1. Rang, Freianlagenplanung
Fläche BGF
7.572 m²
Status
12/2010 – 07/2013
Fotografie
Christian Hesselbach
Baustufe 1: altes Hofbräuhaus (AB Eichhorn, 1999 – 2000)
Umbau des alten Hofbräuhauses Coburg für die Design-Fakultät der FH-Coburg als Zentrum für innovative Design-Dienstleistungen.
Baustufe 2.1: Hörsaalgebäude (AB Eichhorn, 2010 – 2012)
mit der Firma Klappan aus Bamberg wurde eine Erweiterung der Hochschule auf dem Hofbräugelände als Bestellbau des Landes Bayern verwirklicht.
Die Neustrukturierung beinhaltet eine Sanierung und Nutzung der bestehenden Kellergewölbe als Werkstätten und Ausstellungsflächen und darüber die Errichtung eines Neubaus. Hier sind Labore für die Baustoffkunde, Wasserwirtschaft und Bauphysik entstanden sowie Hörsäle für Studierende von Architektur, Bauingenieurwesen und Design. Zudem erfolgt die Strukturierung der Park- und Platzflächen.
Auch die Außenflächen werden neu strukturiert und bieten neben Aufenthalts- und Verkehrsflächen viele Bereiche für die Bearbeitung und Ausstellung von studentischen Arbeiten (Werkhöfe).
Baustufe 2.2: Institutsgebäude (AB Eichhorn, 2011 – 2013)
Die Ansiedlung verschiedener privater Institute wird ebenfalls eingeplant, um die bereits bestehende Verbindung zur Wirtschaft zu fördern.
Die Errichtung von Studentenwohnungen soll das Leben auf dem Campus verstärken.
Einleitung
Auf dem Gelände der ehemaligen Coburger Hofbräu Brauerei wurde eine Erweiterung der Hochschule Coburg, die mit den Studiengängen Design, Produktdesign und Innenarchitektur bereits in dem Bestandsgebäude ansässig ist, umgesetzt. In einem Neubau sind neben einem Hörsaal auch Lehrsäle, Labore, Werkstätten und Verwaltungsräume der Studiengänge Architektur und Bauingenieurwesen untergebracht.
Das Bauvorhaben basierte auf einem europaweit ausgeschriebenen Investoren-Wettbewerb, der von der Bayerischen Landesregierung ausgeschrieben wurde. Aus diesem Verfahren ist im April 2009 der ehemalige Besitzer des Hofbräugeländes, die Bayerische Bau und Immobilien Gruppe, gemeinsam mit dem Büro Harald Eichhorn als Wettbewerbsgewinner hervorgegangen. Die Realisierung des Projektes hat seit August 2010 der neue Besitzer des Grundstücks, die Campus Coburg Projekt GmbH aus Bamberg, übernommen.
Das im Wettbewerb vorgegebene Raumprogramm wurde in Abstimmung mit der Hochschule ebenso weiter modifiziert, wie die städtebauliche und architektonische Ausformung des Entwurfes.
Städtebau
Das geplante Gebäudeensemble auf dem Hofbräugrundstück war bereits in Grundzügen durch die Bestandsgebäude (Hofbräu-Bestandsgebäude, Braumeister- u. Direktorenvilla) und Überreste der Bergkeller und der Berghallen angelegt und wurde durch die geplante Neubebauung ergänzt und behutsam verdichtet.
Hierbei wurde ein stadträumlich differenzierter Übergang geschaffen von starker städtischer Verdichtung um das Zentralgebäude an der Frankenbrücke bis hin zum offenen Landschaftsraum des Postgrundes.
Es entsteht ein Ensemble aus 3 Baukörpern unterschiedlicher Prägung:
- Zentralgebäude mit rückseitigem alten Sudhaus (1867-68, 1999)
- Sudhausturm (1937, 1999) mit neu errichteten Anbauten
- Neubau des Hörsaalgebäudes.
Der Sudhausturm, der sich seit jeher in seiner Ausprägung und Farbgebung (unverputztes Mauerwerk) und Brücken- Übergang vom Zentralgebäude absetzt, bekommt mit seinen neuen Anbauten eine Gelenkfunktion zwischen Zentralbau und neuem Hörsaalgebäude.
Die neuen Gebäude beziehen sich in ihrer Lage und Ausdehnung auf noch vorhandene bzw. ehemalige Bausubstanz des Brauereigeländes. Die wesentlichen Teile des unterirdischen Gewölbebestandes werden baulich integriert.
Architektonische Umsetzung / Umgang mit dem historischen Bestand
Das neue Hörsaalgebäude erstreckt sich im Bereich der ehemaligen Fass- und Lagerhallen über einer Reihe von noch bestehenden Gewölbetonnen. Diese Tonnen bilden einen zentralen Bestandteil des Entwurfs und sind die wesentliche Grundlage für den funktionalen (Tragwerk) und formalen Umgang mit dem Bestand.
Das Gewölbe wurde entlang seiner Vorderseite freigelegt und in Verbindung mit dem neuen Werkhof einer neuen, hochwertigen Nutzung als Werkstattbereich zugeführt.
Der Neubau erhebt sich („schwebt“) als 2- geschossiger Riegel / Bügel über dem Tonnengewölbe und setzt sich durch vorgelagerte Stützen und eine durchlaufende Glasfront von diesem ab. Das Gewölbe, vorher eingegraben, wird durch diese Maßnahmen sichtbar gemacht, neu interpretiert und aufgewertet.
Das „Abheben“ des Neubaus vom Erdboden und die implizierte Dynamik setzen sich im Bereich der neuen 2- geschossigen Eingangshalle fort und stehen in bewusstem Gegensatz zum erdschweren Charakter des historischen Zentralgebäudes.
Der Neubau erhält mit seiner Auskragung über dem Eingang einen angemessen prägnanten und präzisen Auftakt und fasst mit dem gegenüberliegenden Altbau den zentralen Vorplatz, den Mittelpunkt der gesamten Anlage.
Der Sudhausturm (1937) als Gelenk zwischen Zentralgebäude und Neubau wird durch 2 seitliche, maßstäblich untergeordnete Anbauten, der vordere ein Institutsgebäude, wieder komplettiert. Diese entsprechen in ihrer räumlichen Ausdehnung den ehemals hier vorhandenen Anbauten für Lager und Kühlhaus und sind ebenfalls auf unterirdischen Gewölben gegründet.